Sündenfälle und Sternstunden

Komfortabler Waffenkauf via TV – das ist einer der Exzesse, den der Waffenkult im Land hervorgebracht hat.

Wo sonst als in den USA könnte ein Teleshoppingkanal auf die Idee verfallen, ein Gun-TV auf den Markt und in die Wohnzimmer zu bringen? Komfortabler Waffenkauf via TV – das ist einer der Exzesse, den der Waffenkult im Land hervorgebracht hat.

Gräueltaten wie jene in San Bernardino fördern auch das Übelste und Beste im US-Journalismus zutage. Wie sich Reporter und Kamerateams über die Wohnung der Attentäter hermachten und in sensationsheischender Liveberichterstattung von den Kuscheltieren bis zu den Gute-Nacht-Geschichten aus dem Koran alles umdrehten, was ihnen in die Hände und vor die Linse kam, das bestätigte die allerschlimmsten Klischees über die Medienbranche nicht allein in den USA.

Wie ein Hilfeschrei, wie eine Stimme der Vernunft inmitten der Orgie des Wahnsinns nahm sich dagegen der Appell der „New York Times“ aus: „Beendet die Waffenepidemie“. Erstmals seit 1920 rückte das Blatt einen Leitartikel auf ihre Frontpage, was die Dramatik einer bis dato fruchtlosen Debatte vor Augen führt. Der Zeitung wird dies womöglich den Pulitzerpreis eintragen, am Status quo wird sich indes so schnell nichts ändern. VIER

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2015)

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